E-Governance - Studie: Verwaltungswebseiten in Russland bürgernäher als in der Schweiz

Die russische Verwaltung schneidet online besser ab als Schweizer Bundesdepartemente und -ämter. Die russischen Internetauftritte decken die Interessen der Bevölkerung besser ab als jene in der Schweiz, wie eine Nationalfonds-Studie aus den Jahren 2010-2012 von Forschern aus beiden Ländern zeigt.

Die Forscher um Christoph Glauser vom Institut für Angewandte Argumentenforschung (IFAA) analysierten mit computergestützten Inhaltsanalysen sämtliche Departemente und Bundesämter der Schweiz, wie das IFAA am Montag mitteilte. In Russland wurden alle Ministerien, Agenturen und Dienststellen der Regierung gemessen.

Das Team, zu dem auch Wissenschaftler der ETH Lausanne und der Universität Moskau gehörten, verglich Angebot mit Nachfrage: Je besser die Inhalte einer Webseite mit den im Internet via Suchmaschinen gesuchten Themen übereinstimmen, desto bürgernäher ist der Internet-Auftritt.

Bürgernahe DEZA
Es zeigte sich, dass die russischen Ämter die Interessen der Nutzer leicht besser abdecken als die schweizerischen Bundesstellen. Laut den Forschern haben allerdings beide Länder noch viel Potenzial: Nur wenig mehr als die Hälfte der angebotenen Informationen werden von Nutzern überhaupt aktiv im Internet gesucht.
In der Schweiz am besten abgeschnitten hat laut der Studie die Webseite der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA). Schwach schneidet dagegen die Eidgenössische Alkoholverwaltung ab. Die beste russische Webseite hat der staatliche Pensionsfonds, die Schlechteste der Föderale Steuerdienst.
Beim Vergleich der beiden Länder fanden die Forscher auch deutliche Unterschiede in den Kommunikationsschwerpunkten: In Russland wird sehr häufig über Militär-, Geld-, Staats- und Gesetzesthemen geschrieben, in der Schweiz dominieren Wirtschafts-, Energie-, Arbeits- und Verkehrsthemen die öffentliche Kommunikation.

Teuer und schwerfällig
Laut der Mitteilung wird in der Schweiz oft teure Technik für Internetauftritte eingesetzt, zum Beispiel von Microsoft, IBM oder Oracle. In Russland dagegen haben sich meistens so genannte Open-Source-Technologien durchgesetzt, die in Bezug auf Bürgernähe oft besser funktionieren, weil sie weniger schwerfällig sind.
Zusätzlich besteht in Russland ein Gesetz, wonach die öffentliche Verwaltung sämtliche für den Bürger relevanten Informationen online zur Verfügung stellen muss. Das hat zur Folge, dass wesentlich mehr Informationen auch via Suchmaschinen und Social Media erschlossen und gefunden werden können.

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